Artikel-Informationen
erstellt am:
06.05.2025
PM Nr. 15/25
Hameln und Lüneburg. Was hat die Resozialisierung von inhaftierten jungen Männern mit der Bekämpfung von Waldbränden zu tun? Bisher wenig. Aber ab dem 7. Mai 2025 beginnt in der Jugendanstalt in Hameln, in der verurteilte Jugendliche und Heranwachsende Jugendstrafe verbüßen, ein innovatives Projekt: die jungen Männer werden von Feuerwehrleuten und international erfahrenen Einsatzkräften in der Vegetationsbrandbekämpfung geschult.
Am Beginn des Projekts steht die Grundausbildung, die sog. „Qualifizierungsstufe Einsatzfähigkeit“. Binnen zwei Wochen erlernen die 12 Teilnehmer im Alter von durchschnittlich 20 Jahren grundlegende theoretische Kenntnisse sowie praktische Fähigkeiten im Umgang mit Löschgeräten und Erster Hilfe. Anschließend legen sie am 22. Mai 2025 ihre erste Prüfung ab - und werden ab 14 Uhr im Rahmen einer Feierstunde für ihre Leistungen gewürdigt.
In der darauffolgenden Woche schließt sich die auf den ersten Teil aufbauende Ausbildung in der Vegetationsbrandbekämpfung an. Federführend ist Dr. Michael Herrmann, Vorsitzender einer großen Strafkammer und einer Jugendkammer am Landgericht Lüneburg. Der passionierte Brandbekämpfer unterweist die Insassen in zusätzlichen Fertigkeiten wie der Anlage von Feuerkontrolllinien und Nachlöschtechniken. Wichtige Aspekte dieser Ausbildung sind die gleichzeitige Vermittlung von Disziplin, Verantwortungsgefühl und Teamfähigkeit, die zur effektiven Bekämpfung von Vegetationsbränden unerlässlich sind - für das praktische Leben aber natürlich auch.
Im Zentrum der Projektidee steht dementsprechend eine weitere Kompetenz: Resilienz. Durch das Erfahren von Selbstwirksamkeit sollen die Teilnehmer spüren, dass sie selbst etwas bewirken können. Dr. Herrmann möchte Denkprozesse bei den jungen Männern anstoßen, die straffällig geworden sind und damit im besten Sinne auch den Erziehungsauftrag wahrnehmen, den er als Vorsitzender einer Jugendkammer zu berücksichtigen hat:
„Es geht darum, den jungen Inhaftierten ihre Fähigkeiten vor Augen zu führen. Wenn du in der Lage bist, ein Feuer zu löschen, wenn du in der Lage bist, in hochkritischen Situationen Resilienz zu entwickeln, dann schaffst du das auch im richtigen Leben!“
Die Inspiration durch krisenerfahrene, besonnene Vor- und Ausbilder, zu denen auch Spezialisten wie HotShots und Smokejumper aus Kalifornien und Kanada zählen, soll die jungen Männer animieren, sich weiterzuentwickeln, neue Wege zu gehen - und bestenfalls selbst eine aktive Rolle im Sozialleben einzunehmen, indem sie nach der Haftzeit eine ehrenamtliche Tätigkeit im Bevölkerungsschutz übernehmen.
Organisatorische Hinweise für Pressevertreter:
Die Feierstunde am 22. Mai 2025 findet ab 14.00 Uhr statt. Pressevertreter, die sich hierfür akkreditieren möchten, wenden sich bitte an den Beauftragten für Öffentlichkeitsarbeit der Jugendanstalt Hameln:
David.Lamers@justiz.niedersachsen.de
Evtl. Drehgenehmigungen sind vorab bei dem Niedersächsischen Justizministerium einzuholen. Es wird bereits jetzt darauf hingewiesen, dass Insassen ausnahmslos zu verpixeln sind.
Die Abschlussveranstaltung, in deren Rahmen es auch eine Präsentation des Erlernten geben wird, wird voraussichtlich am 29. Mai 2025 stattfinden. Über diesen - ggf. auch einen weiteren Termin am 31. Mai 2025 - wird noch gesondert informiert.
Anfragen an Vorsitzenden Richter am Landgericht Dr. Herrmann können über die Pressestelle des Landgerichts erfolgen unter: Christina.Edinger@justiz.niedersachsen.de
Artikel-Informationen
erstellt am:
06.05.2025